"Unsere Lena hatte von Anfang an Probleme beim Lesen und Schreiben. Was sie heute noch richtig schreiben kann, das hat sie morgen schon wieder vergessen. Und dabei üben wir doch so viel! Inzwischen sind die Noten in allen Fächern schlechter geworden. Beim Üben und bei den Hausaufgaben ist Lena entweder bockig oder sie bricht in Tränen aus, wenn ich ungeduldig werde. Wenn sie doch wenigstens mal ein Buch lesen würde..."
Ein bisschen Theorie:
Eine Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) liegt vor, wenn ein mindestens durchschnittlich intelligentes Kind im Lesen und/oder Schreiben gravierende Ausfälle zeigt. Durch Wechselwirkungen zwischen der LRS und den begleitenden Symptomen, durch die Vielfältigkeit der Ursachenbilder wird die LRS oft bis ins Erwachsenenalter gar nicht oder falsch therapiert. So kommt es zur Zerstörung vieler Chancen in Schule und Beruf. Die betroffenen Kinder erhalten bedingt durch die vielen Rechtschreibfehler deutlich schlechtere Zensuren im Fach Deutsch als ihre Mitschüler. Selbst bei Aufsätzen werden die Rechtschreibfehler oft mit bewertet, so dass die Schüler keine Möglichkeit haben, eine ausreichende Zensur zu erreichen. Dies gilt auch für andere Fächer, sofern die Rechtschreibleistung dort ebenfalls berücksichtigt wird. Aufgrund der Leseschwierigkeiten ist es ihnen oft nicht möglich komplexere Aufgabenstellungen und Textinhalte im gleichen Umfang wie ihre Mitschüler zu erfassen. Auch in anderen Fächern, zum Beispiel bei den Sachaufgaben im Mathematikunterricht, sind die Betroffenen dadurch deutlich benachteiligt. Durch ständiges „falsches" Üben wird diese Situation noch verschärft, da dennoch keine Besserung eintritt und die Kinder sich letztlich aufgeben bzw. sich verweigern und die Eltern meist mit Hilflosigkeit oder Strafen reagieren.